Segeltherapie gegen Depression, ein erster Selbstversuch:
Glücklich und etwas fett segelte ich noch bis Sommer 2018 maximal entspannt so herum.
Jachthafen bei Anklam/Peene
doch immer wieder zieht ein Sturm auf, wie hier in Anklam. Das ist Natur und kann bei richtiger Vorbereitung auch schön sein. Schlimm jedoch sind Tiefs im Kopf, da kannst‘ dich nicht anbinden, weisst nicht wie damit leben, wann’s aufhört…
Eine tiefe Depression hat mich fest im Griff, kam leise im Schatten eines schönen Erlebnisses.
Folgend versuche ich diesen Beitrag offen zu lassen, also ihn quasi sich „entwickeln“ zu lassen. Parallel zu mir. Ab und an hänge ich unten ein „Update“ an, mit der jeweils dann geltenden Stimmung.
Sonnenuntergang mit schönen Spiegelungen am Ankerplatz
2019
9 Wochen segelte ich im Sommer 2019 in der südlichen Ostsee, um mich auf dem Wasser wieder zu „erden“ und um zu mir zu finden. Abends, vor Anker fällt der Blick von der Reeling ins Wasser und sieht nichts Reales, nur Spiegelungen. Ganz so mit dem „Erden“ hat‘s auch einhand leider nicht geklappt. Ein Jahr Karussell der Emotionen sind doch nicht so einfach weg-zu-segeln…
Meine Route findet ihr hier: Route
Fazit: Auszeit-Segeln gegen die Depression ist eine Hilfe, reicht alleine jedoch nicht. So ’n bisschen Klinik schon eher 🥀
2020
Geduld ist gefragt. Auch 2020 fühlte ich „gemischt“ und habe mich entschlossen, etwas früher, also mit 63 Jahren, in Rente zu gehen. Eine Entlastung, die vielleicht hilft? Dachte ich mir… Oh je! Jetzt fehlt der gewohnte Rhythmus.
Insgesamt 3 Monate Segeln hat zumindest etwas Ausgleich gebracht. Das kleine, überschaubare Reich, das Boot. Verlangt Aufmerksamkeit, jedoch nicht so viel, daß du ersticktst. Dafür aussen herum, freie Sicht, schier grenzenlose Möglichkeiten. Meine Route 2020 . Wer den 56 tägigen Törn nacherleben möchte, kann hier starten.
Dann wieder, schlägt die Einsamkeit zu. Alleine auf dem Boot zu sein, hat auch Schattenseiten. Vielleicht doch mit Crew? Ich heuerte auf der Freydis an, von Lissabon über Madeira nach La Palma. Törn. Ach, diese Krankheit ist schon verzwickt: tagsüber mit Freunden an Bord lustig und glücklich, nachts dagegen oft mit Tränen in den tiefen, schwarzen Atlantik gesehen.
Dezember 2020: Vielleicht lossegeln, nicht nur für einen Urlaub. Für eine Zeit so leben. Konsequenz: dafür hier Alles verlieren. Loslassen ist viel schwerer scheint mir, als festzuhalten.
2021
Januar 2021: ich bin immer noch gewisser Maßen „aus der Bahn geworfen“. Nun habe ich jedoch mit dem geplanten Grönland-TörnGrönland-Törn heuer ein weiteres tolles seglerisches Ziel gefunden. Die Vorfreude und Vorbereitung gibt Struktur und mir dadurch Halt. Meine Erlebnisse dabei findet man hier im Blog. Später, im September bin ich mit meiner Frau, Christine und danach mit meinem Bruder, Diethelm auch noch mit meiner Dulcibella im Bereich um Rügen unterwegs gewesen. Ende Oktober dann doch noch ein Törn einhand, es war wieder wichtig, nur mit sich selbst zu sein.
Dennoch, in „unbewachten“ Momenten wackelt mein Inneres immer wieder. Gewöhne ich mich inzwischen daran? Ich weiß es nicht, in den Momenten des Auftauchens ist es so grausam, wie eh…
Schöner als in der Seele ist Eis vor Grönland.
2022
Es läßt nicht nach! Manchmal, eigentlich oft, weiß ich gar nicht, wofür überhaupt aufstehen… Der Kopf irgendwie leer und wenig Antrieb. Dann wieder Aktivität ohne Ende. Na wenigstens freue ich mich auf die kommende Segelsaison und lange Einhandschläge. So ein Segelboot hat doch etwas „Therapeutisches“. Ende der Saison ’22 habe ich viel Zeit auf dem Wasser verbringen können, gefühlt jedoch zu wenig alleine „für mich“. Aber ich darf nicht meckern! Dennoch, depressive Gedanken und psychosomatische Reaktionen des Körpers sind ständige Begleiter…
2023
Diese Krankheit ist wie ein klebriger Kaugummi, in dem man auf dem Trottoir dummer weise getreten ist. Klebt bei jeden Schritt, egal was du machst und geht nicht ab. Das Frühjahr 2023 war geprägt von heftigen Attacken. Mit vielen handwerklichen Arbeiten an Haus und Hof gelingt zumindest zwischendrin durch Ablenkung eine gewisse „Kopfruhe“. Der lange Segeltörn entlang der polnischen Küste soll helfen. Zwar sind die ganz dunklen Abstürze weniger geworden, gleichzeitig auch die optimistische Freude auf Sachen, die mir sonst gefallen. Ich fühle mich wie lauwarmes Wasser oder grauer Nebel. Weder aufbrechen, noch ankommen möchte ich, nur unterwegs sein. Wohin der Bug meines Bootes zeigt, ist also momentan eher egal.
2024
Ich möchte nicht meckern, obwohl die Krankheit weiterhin in mir steckt, habe ich inzwischen eine gewisse Balance erreicht, für ein erträgliches Sein.
👍✅
Moin Gundolf, dass mit dem Eintrittsgeld finde ich auch nicht gut, aber es wird immer mehr abgezockt. Selbst um den…